Kleine Kirche

Während des Westfälischen Friedenskongresses besuchte die Kleine Kirche (St. Paul) der Franzose


Claude Joly

(1607-1700)


Claude Joly. Kupferstich von Robert Nanteuil, 1673. Metropolitan Museum of Art.


Claude Joly war kein Gesandter, sondern besuchte Osnabrück im Gefolge der französischen Gesandtschaft mit einem auch kulturtouristisch orientierten Programm.



Die eigentliche französische Gesandtschaft um Abel Servien und Claude de Mesmes, Comte d’Avaux hielt sich dauerhaft in Münster auf, darunter auch der Herzog von Longueville, Henri II. Bourbon-Orléans. Claude Joly war ein geistlicher Begleiter von Longuevilles Frau, Anne Geneviève de Bourbon-Condé. Im Herbst 1646 machte der Franzose einen Abstecher nach Osnabrück und hielt seine Eindrücke in einem später veröffentlichten Reisebericht fest. Die Stadt nahm der Franzose eher kritisch wahr, weil sie „schlecht gebaut und schmutzig“ sei. In manchen Hauptstraßen seien indes „die ersten Kaufleute und die besten Häuser der Stadt“ anzutreffen.

Henri II. de Bourbon-Orléans, Duc de Longueville, außerordentlicher Gesandter Frankreichs. Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.

Anne Geneviève de Bourbon-Condé, Frau von Longueville. Kupferstich, 1658. UB Leipzig, Inv.-Nr.: 6/198.

Im Rahmen seiner ‚Sightseeingtour‘ besuchte Joly auch die Kleine Kirche (auch Pauluskapelle genannt) direkt neben dem Dom. Während des Westfälischen Friedenskongresses nutzten die Klosterfrauen des Gertrudenbergs die Kirche, da ihr Kloster 1636 von den schwedischen Besatzern aus militärischen Gründen abgebrannt worden war. Mithilfe des schwedischen Statthalters Gustav Gustavson hatten sie – wohl auch als eine Art Wiedergutmachung – gegenüber dem Domkapitel zunächst sogar durchgesetzt, die Kleine Kirche mietfrei zu beziehen.


Bei seinem Besuch der Kleinen Kirche stellte man Joly auch die Äbtissin des Klosters vor, Barbara von Hövel. Diese suchte den Kontakt zu den anwesenden Gesandten – wohl auch, um diese für Spenden für den Wiederaufbau des Klosters auf dem Gertrudenberg zu gewinnen. Im Oktober 1644 lud sie beispielsweise den kaiserlichen Gesandten Johann Maximilian von Lamberg ein, sie in der Kirche zu besuchen. Der kaiserliche Vertreter kam daraufhin noch öfter in die Kleine Kirche, um an den Gottesdiensten teilzunehmen oder auch gemeinsam zu speisen. Teilweise war er dabei in Begleitung seiner Familie und/oder des kaiserlichen Sekundargesandten Johann Baptist Krane. 

Die Äbtissin schien gute Verbindungen zur französischen Gesandtschaft zu haben. Sie kannte beispielsweise den französischen Delegierten Claude de Mesmes, Comte d’Avaux, der die Kirche bei seinem Aufenthalt in Osnabrück einmal aufsuchte. Nicht umsonst registrierte Claude Joly aufmerksam, dass die Äbtissin „recht gut französisch sprach“. 

Johann Maximilian von Lamberg, kaiserlicher Hauptgesandter in Osnabrück. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.

Johann Baptist Krane, kaiserlicher Sekundargesandter in Osnabrück. Kupferstich von Matthäus Borrekens nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.

Claude de Mesmes, Comte d’Avaux, französischer Gesandter in Münster. Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Stadtansicht Osnabrücks v. Matthäus Merian, 1647. Ausschnitt: Kleine Kirche (14) neben dem Dom (13). NLA OS, K, 62 a Nr. 19 H.


Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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