Augustinerinnenkloster

Während des Westfälischen Friedenskongresses wohnte im Umkreis des Augustinerinnenklosters


Johann Maximilian von Lamberg

(1608-1682)


Johann Maximilian von Lamberg. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Ab 1644 war er Hauptgesandter in Osnabrück im Auftrag Ferdinands III., des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.



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Als kaiserlicher Hauptgesandter in Osnabrück war Lamberg einer der zentralen Unterhändler bei den Friedensverhandlungen zwischen dem Kaiser, dem römisch-deutschen Reich und Schweden. Er galt als eifriger Katholik, der den regen Kontakt zu den Geistlichen der Stadt suchte und pflegte. Für den täglichen Besuch der Messe benutzte er besonders gerne die Kapelle des nahegelegenen Augustinerinnenklosters, auch Kloster Marienstätte genannt, das sich damals auf dem Gebiet des heutigen Ledenhofplatzes befand. 

Grundriss des Augustinerinnenklosters, 1819-1822. NLA OS, Rep 335 Nr. 5235.

Stadtansicht von Christian L. Reinhold, 1767. Ausschnitt: Katharinenkirche (C) mit Augustinerinnenkloster (H) und „Alter Pforte“ (Q). NLA OS, K, 62 a Nr. 113 H.

 

Begleitet wurde Lamberg des Öfteren durch den kaiserlichen Sekundargesandten Johann Baptist Krane sowie die kurmainzischen Gesandten, die ebenfalls ganz in der Nähe wohnten (im Bereich des Ledenhofes). Krane ließ im November 1644 im Kloster Marienstätte sogar seinen neugeborenen Sohn Maximilian Rupert taufen.

Johann Baptist Krane, kaiserlicher Sekundargesandter in Osnabrück. Kupferstich von Matthäus Borrekens nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Zwar besuchte Lamberg auch andere Klöster und katholische Kirchen in und um Osnabrück, doch blieb das Augustinerinnenkloster die erste Adresse für ihn – ganz zum Ärgernis des Domkapitels, die den kaiserlichen Hauptgesandten mehrfach dazu überreden mussten, auch einmal den Gottesdiensten und Prozessionen im Dom beizuwohnen. 

 

Die Klostergebäude wurden 1819 in eine Reiterkaserne umgewandelt und Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen. Heute ist von dem Augustinerinnenkloster nichts mehr erhalten. Lediglich der Glockenturm ist noch auf der Christuskirche Alt-Belm zu sehen, die den Turm im 19. Jahrhundert als Schenkung erhalten hat. Daneben stehen in der Johanniskirche noch heute Kirchenstühle des Augustinerinnenklosters aus dem 17. Jahrhundert.

Alte Hauptwache auf dem Platz der ehemaligen Artilleriekaserne zwischen Schützenwall und Alte Münze, Mai 1900. Im Hintergrund der Ledenhof. Auf dem Platz im Vordergrund stand ehemals das Augustinerinnenkloster Marienstätte. Das Gebäude auf der rechten Seite war das letzte Gebäude der aus dem Kloster entstandenen Kaserne. MIK Osnabrück. Foto: R. Lichtenberg.


In direkter Umgebung des Klosters mietete Lamberg zusammen mit dem kaiserlichen Sekundargesandten Krane Häuser von angesehenen Bürgerfamilien der Osnabrücker Oberschicht, den Familien Brüning und Lodtmann. Die Häuser dürften stattliche Gebäude innerhalb des Katharinenviertels gewesen sein. Zumindest berichtete Krane, der sich im Frühling 1643 um die kaiserlichen Quartiere kümmerte, dass die Häuser „vor die schönste heußer in der statt gehalten unnd zum underbringen bequemlich unnd wol gelegen“ seien.

Sein Quartier war zuvor von dem kaiserlichen Gesandten Johann Weikhart von Auersperg bewohnt worden, der jedoch schon 1644 vom Kongress abreiste. Auersperg hatte die Häuser bereits ansehnlich ausschmücken lassen. Als der magdeburgische Sekretär Christian Werner ihn zum ersten Mal besuchte, entdeckte er historisch verzierte Tapeten an den Wänden sowie „einen rothen damasten himmel und tapet“ an den Decken. Auch die Sessel und Stühle waren mit rotem Tuch überzogen worden.

Johann Weikhard von Auersperg. Kupferstich von Franciscus van der Stehen, 17. Jhd. UB Heidelberg.

Die Ausstattung reichte seinem Nachfolger Lamberg allerdings offenbar noch nicht, weshalb er vor seinem Einzug die Häuser umfangreich renovieren und neu einrichten ließ. So entsandte er zum Beispiel seinen Diener nach Amsterdam und Den Haag, um Leder für Tapeten, Samt für Baldachine und weitere Ausstattungen einzukaufen. Unter anderem ließ er goldverziertes Leder an den Wänden anbringen. Währenddessen hielt Lamberg sich für mehrere Wochen inkognito in der Stadt auf und konnte offiziell weder Gesandte empfangen noch Verhandlungen führen. 

Erst zwei Monate nach seiner Ankunft bezog er im November 1644 endlich das Quartier, wobei die restlichen Bauarbeiten noch mehrere Monate andauerten. Sein Haus besaß außerdem einen Garten, in dem man bei schönem Wetter speiste oder auch zusammen Kegeln spielte.


Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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