Kaiserliches Quartier

Während des Westfälischen Friedenskongresses wohnte in der Hakenstraße


Maximilian von Trauttmansdorff

(1584-1650)


Maximilian von Trauttmansdorff. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Von 1645-1647 war er Sondergesandter im Auftrag Ferdinands III., des Kaisers des Heiligen Römisches Reiches Deutscher Nation.



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Als enger kaiserlicher Vertrauter wurde Trauttmansdorff 1645 mit weitgehenden Vollmachten nach Westfalen geschickt, um die Verhandlungen voranzubringen. Im Sommer 1647 legte er erste Vertragsentwürfe vor, zusammengefasst als sog. „Trauttmansdorffiana“. Obwohl die Vorschläge bereits vieles von dem enthielten, was später im Westfälischen Frieden beschlossen wurde, scheiterten sie noch am Widerstand von Frankreich und Schweden sowie zahlreicher katholischer Reichsstände. Resigniert und gesundheitlich angeschlagen, reiste der kaiserliche Gesandte kurz danach ab. Er starb 1650 in Wien und wurde 66 Jahre alt.

Trauttmansdorff wohnte während seines ersten Aufenthalts in Osnabrück 1645/46 in Schraders Hof im Bereich der Hakenstraße 11, auf dem Gebiet der heutigen Hauptschule Innenstadt. 

Obwohl das Gebäude als „äußerlich ziemlich ansehnlich“ beschrieben wurde, musste der Hof vor der Ankunft des kaiserlichen Gesandten umfangreich renoviert werden. Immerhin brachte Trauttmansdorff mit einem Gefolge von knapp 100 Personen und gut 50 Pferden die drittgrößte Gesandtschaft mit, die Osnabrück während der Friedensverhandlungen zu Gesicht bekam.

Trauttmansdorff beauftragte daher den kaiserlichen Gesandten in Osnabrück, Johann Maximilian von Lamberg, sich um ein Quartier für ihn und sein „zimbliches comitat“ zu kümmern. Lamberg nahm seine Aufgabe offenbar sehr ernst: Nach erfolgreicher Suche stattete er den noch notwendigen Bauarbeiten beim Quartier regelmäßig eine Stippvisite ab und mahnte die „handwerksleuthe zur vleißigen arbeit“, wie er im November 1645 in seinem ‚Diarium‘ (‚Tagebuch‘) notierte.

Trauttmansdorff selbst kam im Dezember 1645 mit „etlichen Reitpferden und Bagagie Wagen“ in der Stadt an, allerdings „inkognito“ – offenbar wollte der kaiserliche Gesandte trotz seines großen Gefolges zunächst kein großes Aufsehen erregen.

 

 

Im 18. Jahrhundert wohnte am selben Ort der Osnabrücker Aufklärer Justus Möser, der den zu diesem Zeitpunkt bereits verfallenen Hof durch ein neues Gebäude überbauen ließ.

Justus Möser. Porträt von Ernst Gottlob, 1777. Gleimhaus Halberstadt, Inv.-Nr.: A 067. Foto: Ulrich Schrader.


Nachfolgebau des ehemaligen Wohnortes von Maximilian von Trauttmansdorff, Ende des 19. Jahrhunderts. NLA OS, Erw A 2 Nr. 18,5. Foto: R. Lichtenberg.

Während seines zweiten längeren Aufenthaltes scheint Trauttmansdorff ein anderes Quartier bezogen zu haben, das allerdings nicht mehr zu lokalisieren ist.

Ebenfalls in der Hakenstraße wohnte der dänische Resident Johann Leonhard Klein. Die größere dänische Gesandtschaft war zu Beginn des Kongresses in prächtigen Häusern in der Hasestraße untergekommen, musste jedoch infolge des dänisch-schwedischen Krieges die Verhandlungen schon zu Beginn 1644 wieder verlassen. Zurück blieb zunächst der dänische Vertreter Laurentius Langermann, den man noch im selben Jahr durch Johann Leonhard Klein ersetzte, der die Verhandlungen weiter beobachten sollte.

Klein benötigte bei weitem nicht den Raum, den noch die große dänische Gesandtschaft beansprucht hatte, weswegen man die Häuser in der Hasestraße aufgab. Stattdessen bezog er ab August 1644 den Hof des verstorbenen Erdwin Hermeling im Bereich der Hakenstraße 13/14. Dem Vermieter, Jakob Stephani, hatte er dafür monatlich fünf Reichstaler Miete zu entrichten. Im 18. Jahrhundert kaufte das Grundstück Franz August von Morsey-Picard, der die dortigen Höfe durch einen Neubau ersetzte. Von der Bausubstanz ist heute nichts mehr erhalten.

 


Dass sowohl Trauttmansdorff als auch Klein passende Quartiere in der Hakenstraße fanden, war kein Zufall: Die Hakenstraße galt traditionell als beliebter Wohnsitz des Adels und wohlhabenden Bürgertums, weshalb hier schon damals offenbar angemessene Höfe zur Verfügung standen. Allerdings waren mit dem Poggenbach, der damals entlang der Straße verlief, erhebliche Probleme für die ansässigen Gesandten verbunden. Einerseits wird von dem Bach – ähnlich wie beim nahegelegenen Neuen Graben – aufgrund der Abfallentsorgung ein strenger Geruch ausgegangen sein, der offenbar so sehr stank, dass Gesandte von der Stadt explizit dessen Reinigung verlangten. 

Andererseits konnte der Poggenbach bei starkem Regen (was in der Hasestadt damals offenbar häufiger vorkam) über die Ufer treten und die Häuser der Gesandten unzugänglich machen, wie es beispielsweise beim dänischen Residenten Klein im Februar 1645 der Fall gewesen ist. Für Trauttmansdorffs Quartier musste der Stadtrat daher (auf eigene Kosten) extra eine Brücke über den Poggenbach bauen lassen.


Die Hakenstraße war auch ansonsten ein 'Hotspot' auf dem Westfälischen Friedenskongress. Im Februar 1648, als sich die Verhandlungen in der entscheidenden Endphase befanden, ereignete sich hier ein spektakulärer Mord, der die Verhandlungen beinahe ins Wanken brachte. Denn in den Mord an dem Osnabrücker Adeligen Heinrich von Hetterscheidt war auch ein Mitglied aus der schwedischen Gesandtschaft involviert. Im Rahmen des Lehrprojekts HörWissen am Forschungszentrum IKFN der Universität Osnabrück haben Studierende diesen Mordfall als Hörspiel aufbereitet. 

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Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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