Gertrudenberg

Während des Westfälischen Friedenskongresses besuchte den Gertrudenberg der Gesandte


Johann Maximilian von Lamberg

(1608-1682)


Johann Maximilian von Lamberg. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Ab 1644 war er Gesandter in Osnabrück im Auftrag Ferdinands III., des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

 

Als kaiserlicher Hauptgesandter in Osnabrück war Lamberg einer der zentralen Unterhändler bei den Friedensverhandlungen zwischen dem Kaiser, dem römisch-deutschen Reich und Schweden. Er galt als eifriger Katholik, der den regen Kontakt zu den Geistlichen der Stadt suchte und pflegte. In diesem Zusammenhang unternahm der Gesandte zahlreiche Ausflüge in das Osnabrücker Umland, meist zusammen mit Frau und Kindern.

 

Ein beliebtes Ausflugsziel war für Lamberg der Gertrudenberg und das hier befindliche Kloster eines Benediktinerinnenordens.



Der Gertrudenberg bei Osnabrück, Stahlstich von L. Rohbock und F. Foltz, Mitte des 19. Jahrhunderts. NLA Os, K, 62 a Nr. 309 H.

Das Kloster hatte durch seine erhöhte Lage auch eine geostrategische Bedeutung, da vom Gertrudenberg aus die Stadt militärisch am verwundbarsten war. In seiner langen Geschichte war das Kloster daher schon häufig geplündert und abgebrannt worden. Nicht umsonst hatten auch die schwedischen Truppen sich bei ihrer Belagerung der Stadt 1633 am Gertrudenberg positioniert, bevor sie Osnabrück wenig später einnahmen.

 

Nach der Eroberung planten die Schweden, die Erhöhungen im Norden der Stadt, also den Gertruden- wie auch den Westerberg, durch den Bau neuer Zitadellen zu schützen – ein Plan, den auch schon Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg erwogen hatte, der allerdings nie zur Ausführung kam.

Geplante Anlage auf dem Gertrudenberg auf einem Festungsplan Osnabrücks des schwedischen Kartographen Erik Dahlberg, 1648. Krigsarkivet Stockholm, Handritade Kartv.Nr.21 OS.


Nachdem im Frühjahr 1636 wiederum kaiserliche Truppen den Gertrudenberg besetzt hatten, brannten die Schweden das Kloster teilweise ab, um eine kaiserliche Rückeroberung der Stadt zu erschweren. Die Klosterfrauen mussten deshalb vorerst in der Stadt unterkommen und bezogen dort die Kleine Kirche neben dem Dom. Mithilfe des schwedischen Statthalters Gustav Gustavson hatten sie hier – wohl auch als eine Art Wiedergutmachung – zunächst sogar durchgesetzt, gegenüber dem Domkapitel keine Miete zahlen zu müssen. Gleichzeitig ließ er – nach Vermittlung durch den französischen Diplomaten Claude de Mesmes, Comte d’Avaux – das Kloster auf dem Gertrudenberg restituieren. 

Während der Friedensverhandlungen befand sich das Kloster auf dem Gertrudenberg deshalb bereits im Wiederaufbau, wofür die Nonnen auch bei den Gesandten fleißig Geld sammelten. Der holstein-gottorfische Vertreter Hinrich von Hatten spendete beispielsweise hierfür im Juni 1646 vier Reichstaler.

 

Für den kaiserlichen Gesandten Lamberg waren in diesem Fall aber weniger die Überreste des Klosters als vielmehr die Natur und der schöne Ausblick von Interesse. Auch der Franzose Claude Joly, der zur selben Zeit Osnabrück besuchte, fuhr auf den Gertrudenberg, um von hier aus die schöne Aussicht genießen zu können. 

Claude Joly. Kupferstich von Robert Nanteuil, 1673. Metropolitan Museum of Art.

In seinem Reisebericht beschreibt er, dass man von hier aus den besten Blick über die Stadt und ihre Umgebung habe, welche „äußerst angenehm“ sei: 


„ein kleines Thal mit Gärten und Wiesen, durch welche mitten hindurch der Hasefluß sich schlängelt, sonst gibt es dort fruchtbare Landgüter, die gut bebaut und bepflanzt sind und in größerer Ferne fast im ganzen Umkreise zeigen sich nidrige Gebirge, von denen einige mit Wald bedeckt sind.“



Historische Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert geben einen Eindruck davon, welchen Ausblick damals Lamberg und Joly genossen haben.

 

Osnabrück vom Gertrudenberg aus gesehen. Stahlstich von L. Rohbock und F. Hablischeck, Mitte des 19. Jahrhunderts. NLA Os, K, 62 a Nr. 312 H.

Osnabrück vom Gertrudenberg aus gesehen, 1845. NLA Os, K, 62 a Nr. 304 H.


Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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