Dominikanerkloster

Während des Westfälischen Friedenskongresses wohnte im Dominikanerkloster zeitweise


Isaak Volmar

(1582-1662)


Isaak Volmar. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, um 1647/48. UB Osnabrück.


Ab 1643 war er Sekundargesandter der kaiserlichen Delegation in Münster, im Auftrag Ferdinands III., des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.



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Eigentlich war Volmar für Münster vorgesehen und residierte nur zeitweise in Osnabrück. Nachdem der kaiserliche Hauptgesandte Maximilian von Trauttmansdorff 1647 resigniert abgereist war, übernahm Volmar auf kaiserlicher Seite die Verhandlungsführung. Er galt bei den Verhandlungen als unnachgiebig und setzte bis zuletzt darauf, den kaiserlichen Forderungen militärisch Nachdruck zu verleihen.

 

Volmar kam, wenn er sich in Osnabrück aufhielt, im Dominikanerkloster unter, von dem aus er die Verhandlungen führte. Beispielsweise zog er sich im Herbst 1646 mit dem französischen Gesandten Claude de Mesmes, Comte d’Avaux und dem schwedischen Vertreter Johan Adler Salvius zu einer zweistündigen Unterredung in das Kloster zurück. 

Auch der kaiserliche Gesandte Johann Maximilian von Lamberg besuchte das Kloster häufig für die Messe oder um gemeinsam Mittag zu essen. Wenn er nicht gerade mit seiner Kutsche hierhin fuhr, verband er den Besuch des Klosters mit einem Spaziergang über den Wall. 

Johann Maximilian von Lamberg, kaiserlicher Hauptgesandter in Osnabrück. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.

Als 1646 Lambergs Page verstarb, nachdem er nachts beim Urinieren aus dem Fenster gefallen war, ließ der kaiserliche Gesandte ihn in der Dominikanerkirche begraben:


„Zwischen 5 und 6 uhren hab ich den leich des Pelkhovers in ainer caleß zu den pp. Dominicanern tragen und daselbst in der kirchen begraben laßen, meine aufwartter und diener sein mitgewest.“ 

(Diarium Lamberg, 15. Dezember 1646)


Auch die leicht verweslichen Teile des 1644 in Osnabrück verstorbenen portugiesischen Vertreters Botelho wurden hier bestattet, während der Rest des Körpers nach Portugal  überführt wurde.


Ebenfalls im Dominikanerkloster wohnte zeitweise


Franz Wilhelm von Wartenberg

(1593-1661)


Franz Wilhelm von Wartenberg. Kupferstich von Cornelius Galle nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Ab 1643 war er Hauptgesandter der kurkölnischen Gesandtschaft im Auftrag des Kölner Kurfürsten Ferdinand von Bayern.



Wartenberg war eigentlich Fürstbischof von Osnabrück. In seiner ersten Regierungszeit von 1628-1633 hatte er sich durch seine vehemente Rekatholisierungspolitik bei der mehrheitlich lutherischen Bevölkerung Osnabrücks äußerst unbeliebt gemacht. Mit der Eroberung der Stadt durch die Schweden 1633 musste er fliehen. Als kurkölnischer Gesandter war er an den Westfälischen Friedensverhandlungen beteiligt und versuchte in diesem Zusammenhang, seine Stellung als Fürstbischof zurückzuerlangen. In seiner Funktion als kurkölnischer Vertreter hielt er sich dabei hauptsächlich in Münster auf. Als strenger, katholischer Maximalist versuchte er hartnäckig, die katholischen Forderungen auf dem Kongress in den Mittelpunkt zu rücken. Erst seine politische Isolation im Verlauf des Jahres 1647/48 und sein Rückzug nach Münster erlaubten eine Annäherung und Kompromissfindung zwischen den Katholiken und Protestanten. Von den Bestimmungen der Westfälischen Friedensverträge war er alles andere als begeistert.

Im Sommer 1648 klagte er in seinem ‚Diarium‘ (‚Tagebuch‘), dass 


„Gott alß ein gerechter Gott“ diesen Frieden „nimermehr zulaßen oder diehenige, so darzue cooperiren, nicht ungestrafft laßen werde“.


Zwar wurde er nach den Friedensverhandlungen erneut Fürstbischof von Osnabrück, allerdings mit der Bedingung, dass fortan in Osnabrück die Nachfolge zwischen einem protestantischen Kandidaten aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg und einem katholischen Bischof wechseln musste („Alternative Sukzession“).

Aufgrund seiner umstrittenen Rolle betrat Wartenberg Osnabrück stets nur inkognito. Dafür quartierte er sich weiter außerhalb in der Eversburg ein und hielt sich in der Stadt immer nur für wenige Tage auf. Dabei fand er im Dominikanerkloster Unterschlupf. Allgemein entwickelte sich das Dominikanerkloster zur ersten Anlaufstelle für die anwesenden katholischen Gesandten. Neben Wartenberg und Volmar kamen z.B. auch der kaiserlicher Gesandte Johann Weikhart von Auersperg sowie der portugiesische Vertreter Francisco de Andrade Leitão zeitweise im Dominikanerkloster unter.

 

Johann Weikhart von Auersperg. Kupferstich von Franciscus van der Stehen, 17. Jhd. UB Heidelberg.


Francisco de Andrade Leitão, portugiesischer Vertreter in Osnabrück und Münster. Kupferstich, um 1648. UB Osnabrück.

Dadurch wurde das Kloster auch zu einem wichtigen Versammlungsort der katholischen Gesandten – auch, weil hier Räumlichkeiten für größere Zusammenkünfte vorhanden waren. So besprach der kaiserliche Vertreter Volmar im Dezember 1647 mit dem kurmainzischen Gesandten Nikolaus Georg Reigersberger den Plan, „die catholischen bei denn Dominicanern zusammenkommen ze lassen“. Außerdem bot das Kloster in der überwiegend lutherischen Stadt die Möglichkeit für katholische Gesandte, ihrer Religionsausübung nachzugehen. Denn neben dem Augustinerinnenkonvent nahe der Katharinenkirche stellte es das einzige Kloster in Osnabrück dar, das im Zuge der Reformation nicht aufgelöst worden war. Daher besuchten anwesende Gesandte hier die Messe oder nahmen an Prozessionen im Kreuzgang teil, darunter der erwähnte kaiserliche Vertreter Lamberg, aber auch Gesandte von Kurmainz, Österreich oder Würzburg. Auch Wartenberg besuchte während seines Aufenthaltes die Messe im Dominikanerkloster. Der kaiserliche Gesandte Trauttmansdorff sowie der französische Vertreter Henri II. de Bourbon-Orléans, Duc de Longueville spendeten sogar für neue Klosterfenster, Chorstühle und Heiligenbilder.

Henri II. de Bourbon-Orléans, Duc de Longueville, außerordentlicher Gesandter Frankreichs. Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.

Maximilian von Trauttmansdorff, kaiserlicher Sondergesandter. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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