Franziskanerkloster


Während des Westfälischen Friedenskongresses (1643-1648) befand sich an dieser Stelle das

Franziskanerkloster


In direkter Umgebung der lutherischen Katharinenkirche erlebte das Kloster nach seiner Aufhebung im 16. Jahrhundert ein wechselvolles Schicksal.

Katharinenkirche mit Franziskanerkloster. Ausschnitt aus einer Stadtansicht von Georg Braun und Franz Hogenberg, 1572. NLA OS, K 62 a Nr. 2 H.



Das Kloster, auch Barfüßerkloster genannt, war ebenso wie das Augustinerkloster infolge der Reformation aufgehoben worden. Unter der Regierung von Franz Wilhelm von Wartenberg (1628-1633) wurde das Kloster noch einmal einem Franziskanerkonvent überlassen, der allerdings nach der Eroberung Osnabrücks durch die Schweden 1633 die Stadt wieder verlassen musste. Ein Teil der Klostergebäude wurde fortan als Kanzlei des schwedischen Statthalters Gustav Gustavson genutzt. Während der Verhandlungen war die Klosteranlage offenbar baufällig.

 

Die Wiedereinführung von Franziskanern in der Stadt wurde auf dem Westfälischen Friedenskongress mehrfach diskutiert. So erschienen im März 1644 beispielsweise drei Franziskaner in der Stadt, die beabsichtigten, das Kloster im Anschluss an die Verhandlungen wiederherzustellen. Der Versuch scheiterte jedoch am Widerstand des Stadtrates. Der exilierte Fürstbischof Wartenberg schlug vor, das Kloster den Jesuiten zu überlassen, allerdings ebenso erfolglos. 

Auch der ab 1645 nur unweit wohnende kaiserliche Gesandte Maximilian von Trauttmansdorff war offenbar bestrebt, die Franziskanerkirche zu benutzen.

Trauttmansdorff hatte mit knapp 100 Personen ein riesiges Gefolge dabei, worunter sich auch geistliche Begleiter befanden, denen das Kloster zur Verfügung gestellt werden sollte. Der Versuch scheiterte jedoch am Widerstand der Kirchenräte von St. Katharinen.

Nachweislich genutzt wurde das Franziskanerkloster jedoch für Bestattungen, die häufig einiges an Konfliktpotenzial boten. So sollte die Osnabrücker Adelige Anna Catharina von Bar nach ihrem Tod im März 1645 an der Seite ihres Mannes in der Franziskanerkirche bestattet werden. Gustav Gustavson, dessen Kanzlei direkt an der Kirche angrenzte, hatte zuvor Begräbnisse nach katholischem Ritus untersagt und erlaubte die Bestattung der Frau lediglich mit der Einschränkung, dass das Begräbnis ohne katholische Zeremonien vonstattengehen müsse. 

Die Schwester der Verstorbenen wendete sich u.a. an die kaiserliche Gesandtschaft, die gegen das Verbot protestierte – im Übrigen auch mit dem Hinweis, dass Gustavson während der Friedensverhandlungen eigentlich gar keine Befugnisse in der Stadt hatte.

Maximilian von Trauttmansdorff, kaiserlicher Sondergesandter. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.

Auch die schwedische Gesandtschaft schaltete sich ein. Letztendlich blieb aber der Protest vergeblich, da der Stadtrat die Linie Gustavsons teilte.

Gustav Gustavson, Porträt von Sébastian Bourdon, ca. 1652/53. Uppsala universitets konstsamlingar.


Als im Januar 1648 der brandenburgisch-kulmbachische Gesandte Johann Müller verstarb, wurde dieser zunächst provisorisch im Franziskanerkloster beigesetzt. Die eigentliche Bestattung war eine aufwendige Zeremonie, für die zunächst zu klären war, ob neben den protestantischen auch die katholischen Gesandten in Osnabrück eingeladen werden sollten. Letztlich erfolgte die Einladung aus protokollarischen Gründen, wobei sich viele der katholischen Gesandten entweder entschuldigen ließen oder die Einladung ignorierten. Erst im März fand die Bestattungszeremonie statt. Hierfür trafen sich zahlreiche protestantische Gesandte beim schwedischen Kanzleidirektor Joachim Wilhelm Hast, dessen Quartier mit schwarzem Trauerflor ausgestattet wurde.

In einem Saal hatte man außerdem „eine Taffel mit Confect“ bereitgestellt. Anschließend schritt der Trauerzug zum Barfüßerkloster, wo 12 Gesandtschaftssekretäre und -kanzlisten den Sarg aufhoben und in die nahegelegene Katharinenkirche transportierten. Hier wurde nach „gethaner schöner Leich-Predigt“ des Pastors von St. Katharinen, Johannes Ludovici (der außerdem der Beichtvater des Verstorbenen gewesen sein soll), der Leichnam endgültig bestattet. Danach traf sich die Trauergemeinschaft noch einmal im Quartier des Kanzleidirektors Hast für einige Stunden zu „Collation und Gespräch“. Es ist der einzige Fall während der Westfälischen Friedensverhandlungen, in dem ein Gesandter dauerhaft in Osnabrück bestattet worden ist.

Stadtansicht von Christian L. Reinhold, 1767. Ausschnitt: Katharinenkirche (C) mit Augusterinnenkloster (H) und „Alter Pforte“ (Q). NLA OS, K, 62 a Nr. 113 H.


Das Franziskanerkloster wurde 1681 abgerissen. Heute ist lediglich die Südwand der Klosterkirche erhalten geblieben. Bei Grabungen der Stadt- und Kreisarchäologie 2023 wurden Überreste des Mauerwerks der Klosterkirche entdeckt. Der Grundriss des Kirchenbaus steckt demzufolge in Form von Fundamenten noch nahezu vollständig unter den heutigen Mauern. Dabei kamen Fundamente von gleich zwei Kirchen zum Vorschein.

Konkret entdeckte man Grundmauern eines weiteren, kleineren Gebäudes, die auf einen zweiten Kirchenbau hinweisen. Demnach

handelt es sich bei der bisher bekannten

größeren Kirche nicht um den ab der

2. Hälfte des 13. Jahrhunderts errichteten

Bau, sondern um einen jüngeren

Nachfolger. Ab 1250 entstand offenbar

zunächst ein kleinerer Saalbau, dessen

Ostabschluss unbekannt ist. Die jüngere Kirche könnte hingegen im 14. und 15. Jahrhundert entstanden sein. 

Drohnenaufnahme mit den beiden Kirchengrundrissen. Norden ist oben. Foto: Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück, Simon Stamer.


Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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