Ameldungs Apotheke

Während des Westfälischen Friedenskongresses wohnte in der Ameldungs Apotheke


Johann Baptist Krane

(ca. 1600-1672)


Johann Baptist Krane. Kupferstich von Matthäus Borrekens nach Anselm van Hulle, 1648. UB Osnabrück.


Ab 1643 war er Gesandter in Osnabrück im Auftrag Ferdinands III., des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.



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Krane war zunächst im Juni 1643 nach Osnabrück gereist, um im Auftrag des Kaisers die Stadt für die anstehenden Friedensverhandlungen offiziell für neutral zu erklären. Dadurch wurde Osnabrück für den Friedenskongress von allen Pflichten gegenüber dem Kaiser sowie ihrem Landesherrn befreit. Anschließend blieb Krane bis zum Ende des Kongresses in Osnabrück, wo er als Sekundargesandter dem kaiserlichen Hauptgesandten in Osnabrück, Johann Maximilian von Lamberg, an die Seite gestellt wurde.

Zu Beginn seiner Tätigkeit wohnte Krane in der Ameldungs Apotheke, die sich an der Stelle des heutigen Remarque-Friedenszentrums befand. Der kaiserliche Vertreter war hier allerdings nur zum Zwecke der Neutralitätserklärung untergebracht. Später zog er zusammen mit Lamberg in das kaiserliche Quartier am Neuen Graben

 

Betrieben wurde die Apotheke von Heinrich Ameldung. Die Familie Ameldung gehörte zu den ältesten und angesehensten Bürgerfamilien Osnabrücks. Heinrich Ameldung war beispielsweise zeitweise Mitglied des Stadtrates. Seine Frau Anna wurde unter der Herrschaft des fanatischen Bürgermeisters Wilhelm Peltzer im Jahr 1636 als Hexe hingerichtet. Peltzer hatte sich mit den Ameldungs allerdings einen mächtigen Feind geschaffen – die Familie agitierte nach dem Prozess heftig gegen den Bürgermeister, der nach der Rückkehr des schwedischen Statthalters Gustav Gustavson letztendlich abgesetzt wurde.

 

Die Apotheke war offensichtlich eine ansehnliche Lokalität. Schon Dodo von Knyphausen, ein Feldherr in schwedischen Diensten, hatte 1633 hier sein Quartier bezogen, nachdem er die Stadt erobert hatte. 

Dodo von Knyphausen (1583-1636), Kupferstich aus den 1630er Jahren. Städtisches Graphik-Kabinett Backnang, Inv. Nr: 1429.

Auch während der Westfälischen Friedensverhandlungen war die Apotheke eine beliebte Anlaufstelle für zahlreiche Gesandte. Nicht nur Krane, sondern auch die Nürnberger Gesandten kamen hier zeitweise unter.


Christoph Kreß von Kressenstein, Gesandter der Stadt Nürnberg. Kupferstich von Cornelius Galle nach Anselm van Hulle, 1649. UB Osnabrück.

Tobias Oelhafen, Gesandter der Stadt Nürnberg sowie weiterer Reichsstädte. Kupferstich von Pieter de Jode nach Anselm van Hulle, 1649. UB Osnabrück.

Die Apotheke war nicht nur als Wohnort interessant, sondern bot auch die Möglichkeit, die anwesenden Gesandtschaften mit Arzneimitteln zu versorgen. Daneben waren Apotheken damals so etwas wie ein Feinkostgeschäft, in dem man Waren allerlei Art einkaufen konnte, darunter z.B. auch Konfekt. Zum Teil kamen sogar die Gesandten in die Apotheke, die hier kaum selbst einkaufen gingen (das erledigte in der Regel das Dienstpersonal), sondern offenbar den Austausch mit der Familie Ameldung suchten. Die Apotheke galt scheinbar als eine Art geselliger Treffpunkt während der Verhandlungen. Davon zeugt noch heute das Stammbuch des damaligen Apothekergesellen Johann Friedrich Etschenreuther, in dem sich zahlreiche Gesandte mit ihren Einträgen verewigten. 

Ein Digitalisat des Stammbuches kann man hier abrufen.

Manche der Sprüche beziehen sich auf die mit der Apotheke verbundene Heil- und Arzneikunde, wie z.B. im Fall des schwedischen Gesandten Johan Axelsson Oxenstierna: „Contra vim Mortis - Non est Medicamen in hortis“ (Gegen die Kraft des Todes wächst im Garten kein Medikament). Sein Eintrag hängt sehr wahrscheinlich mit dem Tod seiner Frau Anna Margaretha im selben Jahr (1646) zusammen. Andere Sprüche wiederum beziehen sich eher auf die Friedensverhandlungen, wie beispielsweise derjenige von Adolf Wilhelm von Krosigk, Gesandter Hessen-Kassels: „Suspecta pace tutius bellum“ (Ein gerechter Krieg ist einem Scheinfrieden vorzuziehen).

 

 


Das ursprüngliche Gebäude der Ameldungs Apotheke stammte aus dem Jahr 1449. 

Es wurde um 1800 abgerissen und durch den bis heute erhaltenen klassizistischen Bau ersetzt. Dieser brannte infolge eines Bombenangriffes 1944 vollständig aus und wurde 1958 wiederaufgebaut. Heute befindet sich hier das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum.

Fassadenansicht der Ameldungs Apotheke, um 1800. KGM Osnabrück, 3587.

Der Nachfolgebau der ehemaligen Ameldungs Apotheke, Markt 6, 1914. MIK Osnabrück. Foto: R. Lichtenberg.


Ausstellung 7. Juni bis 5. November 2023

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